mein Herz brennt

Das ist mein Sohn Ahmed. Er ist 9 Jahre alt. Ich habe ihn seit zwei Jahren und 4 Monaten nicht gesehen. Er weint, weil seine Mutter in einem anderen Land ist.

Meine Familie und ich haben in Damaskus im Jarmuk-Camp gelebt. Wir haben vier Kinder, unsere älteste Tochter ist 17 und unser jüngster Sohn ist 9 Jahre alt. Mein Mann hat Medizin studiert und seine Ausbildung war schon fertig. Aber er hat kein Zertifikat, weil er als Gegner des Assad-Regimes im Gefängnis war.
2012 sind wir in den Libanon geflohen. Im Libanon waren wir nicht sicher, weil das Assad-Regime mich gesucht hat und die Hezbollah im Libanon dem Assad-Regime hilft.
Deshalb bin ich weiter über die Türkei nach Deutschland geflohen. Meine Familie lebt immer noch in Nahar-Albared-Camp im Libanon. Sie bekommen 40€ pro Monat für jede Person von einer Hilfsorganisation. Das ist nicht genug – damit können sie nur die Monatskarte für den Bus zur Schule kaufen. Für das Essen reicht es nicht. Deshalb muss mein Mann arbeiten, obwohl er keine Arbeitserlaubnis hat. Er arbeitet ohne Papiere für sehr wenig Geld in einem Krankenhaus. Dort muss er Tag und Nacht bleiben.
Die Kinder sind die ganze Woche allein. Ich mache mir große Sorgen um sie und versuche so oft wie möglich über das Internet mit ihnen zu sprechen: Ich wecke sie morgens, damit sie pünktlich in die Schule kommen, ich erkläre ihnen mit Videos, was sie kochen können, ich korrigiere die Hausaufgaben, ich mache was geht. Aber manchmal gibt es tagelang kein W-Lan. Dann sind sie alleine und ich kann nicht schlafen, weil mein Herz brennt.

Januar 2018, Almusa F., Bad-Schönborn Kronau, Baden-Würtemberg
Ich stehe gern für Interviews zur Verfügung