Unser Redebeitrag zur Demo in Berlin am 07.07.2018: Für sichere Fluchtwege, Entkriminalisierung der Seenotrettung und menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten.
Say it loud, say it clear: Families are welcome here!
Hier der Text für diejenigen, die lieber lesen:
Gestern hat der Bundesrat dem ‚Familiennachzugsneuregelungsgesetzes‘ zugestimmt. Das Gesetz schafft das Grundrecht auf Familienleben für Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz ab. Statt dem Recht auf Familienzusammenführung soll es ab 1. August eine Regelung für sogenannte „humanitäre Fälle“ geben. Aus ungefähr 60 000 Familienangehörigen von subsidiär geschützten Geflüchteten sollen 1000 pro Monat ausgewählt werden, die einreisen dürfen.
Das neue Gesetz macht Visumverfahren zu einem Wettbewerb und Glücksspiel – mit schlechten Gewinnchancen: Der Zufall und Behördenwillkür werden darüber entscheiden, wer zu den glücklichen 1000 gehört. Dadurch werden tausende von Kindern ohne ihre Eltern aufwachsen müssen und Ehepaare dauerhaft getrennt.
Wir sind wütend, dass in Deutschland ein Gesetz in Kraft treten wird, das eindeutig im Gegensatz zu Artikel 6, dem Grundrecht auf Ehe und Familienleben, steht.
Und das sollte euch auch wütend machen. Denn unser Problem ist auch euer Problem. Es ist eure Verfassung, Euer Grundgesetz. Wenn heute Grundrechte nicht mehr für Flüchtlingen gelten, sind morgen andere dran. Ihr alle seid verantwortlich für das, was in Deutschland passiert!
Wir sind sehr froh darüber, dass ihr heute alle auf der Straße seid und euch für sichere Fluchtwege einsetzt. Bitte denkt daran, dass Familiennachzug bisher der einzige sichere Fluchtweg ist und engagiert euch auch für den Familiennachzug! Bitte denkt daran, dass Visumverfahren ein grausamer Teil des deutschen menschenverachtenden Grenzregimes sind.
Unsere Familien haben das Recht auf Schutz. Denn Verfolgung und Gefahr richtet sich fast nie nur gegen ein Familienmitglied. Deshalb gibt es im deutschen Asylrecht das Recht auf Familienasyl. Jedenfalls steht es so immer noch Gesetz.
Unsere Familien leben in Kriegsgebieten oder unter menschenunwürdigen Bedingungen in Übergangslagern oder auf der Straße. Ob in Syrien, im Libanon, in der Türkei oder in Jordanien – ein normales Leben ist nirgendwo für sie möglich.
Jede Einschränkung des Familiennachzugs spielt mit dem Leben unsere Familien. Viele von ihnen, werden nun versuchen, das Mittelmeer zu überqueren, weil sie nicht im Krieg und vor allem auch nicht ohne ihre Familie leben können. Deshalb werden wir weiter für unseren Familiennachzug kämpfen.
Dabei brauchen wir eure Solidarität. Wir sind davon überzeugt: Wer „Refugees welcome“ sagt, muss auch „Families welcome“ sagen.
Say it loud say it clear: Families are welcome here!