Wir dokumentieren hier unseren Redebeitrag zur Kundgebung “Solidarität statt BAMF” am Weltflüchtlingstag 2019:
Wir fordern Rechte statt Willkür!
Das ganze Asylsystem schiebt uns in Schubladen: Asylberechtigte, Anerkannte nach der Genfer Flüchtlingskonvention, subsidiär Geschützte, die Unerwünschten: die Geduldeten, die „Ausreisepflichtigen“… Mit jeder Schublade sind bestimmte Rechte oder Einschränkungen von Rechten verbunden. Das ist unfair und Unrecht, denn wir sind alle Flüchtlinge, wir haben alle ein Recht auf Schutz.
Wir sind aus Staaten geflohen, in denen die Willkür herrscht. Nun sind wir wieder der Willkür von Behörden ausgeliefert und haben das Gefühl, ein Trauma wieder und wieder zu erleben. Denn die Entscheidung des BAMF in welche Schublade wir kommen ist reine Willkür.
Die deutsche Regierung und die deutschen Behörden versuchen mit allen Mitteln uns zu zwingen zurückzukehren. Aber wohin würden wir zurückkehren?
Nein! Wir kehren nicht zurück. Denn wir hatten alle Gründe zu fliehen.
Wir Flüchtlinge und unsere Familien haben ein Recht auf Schutz in Deutschland. Denn es sind auch deutsche Waffen, mit denen Kriege in der ganzen Welt geführt werden.
Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch durch eine deutsche Waffe. Das sind fast 100 Menschen am Tag. Das bedeutet die deutsche Wirtschaft profitiert von den Kriegen in der ganzen Welt.
Wir Flüchtlinge und unsere Familien haben ein Recht auf Schutz in Deutschland. Denn es ist auch die deutsche Wirtschaft, die durch Ausbeutung anderer Länder Fluchtursachen schafft.
Zum Beispiel Afrika, einer der reichsten Kontinenten der Welt, wird seit langem gefesselt, geplündert und in seiner Entwicklung gehindert.Die Hauptursachen für Migration aus Afrika sind Wirtschafts- und Freihandelsabkommen und die Kredite für die sogenannte Entwicklung Afrikas, die afrikanischen Länder in die Schuldenfalle treiben.
Noch einmal: Wir Flüchtlinge und unsere Familien haben ein Recht auf Schutz in Deutschland. Denn Deutschland schafft mit der Politik der EU Fluchtursachen durch die Kooperation mit vielen Diktaturen der Welt.
Lybische Folter-Milizen als Küstenwache, der Diktator und Verbrecher Omar Al-Baschir als Grenzschützer, Eritrea, Äthiopien, Somalia, mit vielen Folterstaaten arbeitet die EU in sogenannten „Grenzschutzprojekte“ zusammen. Natürlich kennen Europas Regierungen die Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Folter in diesen Staaten. Aber das ist den Regierenden Europas egal.
Wir fordern faire Asylverfahren: Das wäre ein Verfahren, in dem eine deutsche Behörde beweisen muss, dass Deutschland keine Mitverantwortung für unsere Fluchtgründe hat und nicht Nutznießer der Situation ist, aus der wir geflohen sind.