Diese Familie gehört nach Hannover.

“Ich vermisse meine Familie. Ich wünschte, sie kämen hierher, um mit mir in einem Haus zu leben. Als ich in Griechenland war, lebten wir in einem Zelt.“

sagt Massoud aus Afghanistan. Er musste sich mit 13 von seinen Eltern und seinen drei Geschwistern trennen, um allein nach Deutschland zu fliehen. Seine Familie in Griechenland und er hoffen immer noch auf eine Zusammenführung.

Diese Geschichte einer Familie ist Teil der Kampagne FÜR DAS RECHT ZUSAMMENZUSEIN KÄMPFEN! Seit dem 18. März 2020 werden auf dem Blog von infomobile.w2eu.net Geschichten von geflüchteten Familien dokumentiert, die getrennt in Griechenland und Deutschland leben müssen, weil deutsche und griechische Behörden die Familienzusammenführung verweigern. Die Kampagne FÜR DAS RECHT ZUSAMMENZUSEIN fordert die Familienzusammenführung für diese und alle anderen Familien, die zwischen Griechenland und Deutschland getrennt sind.

Der Vater Morteza B.*:

“Unser Sohn wäre in Afghanistan fast entführt worden. Maskierte Männer warteten vor seiner Schule auf ihn. Nach diesem Terror mussten wir unsere Kinder von der Schule nehmen, um sie in Sicherheit zu wissen. Wir sind nach Griechenland geflohen. Alle zusammen versuchten wir monatelang via Mazedonien und Serbien weiterzukommen. Wir fühlten uns schutzlos unter den Hunderten von uns unbekannten Afghanen um uns herum.

Auf unserem Weg wurden wir mehr als ein Dutzend Mal illegal zurückgewiesen. Wir wurden von Grenzbeamten, Soldaten und der Polizei geschlagen und geschubst; unsere Telefone wurden gestohlen. Wir wurden gezwungen, das eisige Wasser eines Flusses zu durchqueren, und wurden zwei Monate lang unter erbärmlichen Bedingungen in Bulgarien festgehalten, ohne dass wir je aus dem Gefängnis raus konnten and die frische Luft.

Zurück in Griechenland ging die Tortur weiter. Nachdem unser Sohn Deutschland erreicht hatte und in Sicherheit war, informierten wir die griechische Asylbehörde. Als wir ihnen mitteilten, dass wir einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen wollten, versicherten sie uns, dass sie diesen abschicken würden. Dann begann das Warten. Jedes Mal, wenn wir unsere Papiere erneuerten, sagten sie dasselbe. Von Monat zu Monat, sprengten sie die Grenzen unserer Geduld. Ich werde nie vergessen, als sie uns plötzlich mitteilten: “Nein! Wir werden Ihren Antrag auf Familienzusammenführung nicht abschicken. Ihr Asylverfahren wird in Griechenland stattfinden.” Ich war am Boden zerstört.

Meine Frau und ich versuchen immer noch zu begreifen, dass wir in einem Jahr, also genau fünf Jahre nach unserer Ankunft in Europa, unser Asylinterview in Griechenland haben werden. Dann sind wir schon 3 1/2 Jahre von unserem Sohn getrennt.

Wir leben immer noch in diesem Flüchtlingslager, einem Containerdorf in einem Industriegebiet. Meine Frau leidet seit Jahren an schweren psychischen Problemen, sie ist in Therapie und nimmt Medikamente. Ihre Situation hat sich nach der erlebten Gewalt an den Grenzen Europas verschlechtert. Aber seit unser ältestes Kind so weit von uns entfernt ist, ist ihre Gesundheit komplett zerstört.

Wir haben nur wenige Nachbarn, die schon so lange wie wir mit uns in diesem Lager leben – sie haben auf dem staubigen Boden kleine Gärten angelegt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, auch nur eine einzige Pflanze in diese Erde zu setzen. Wir können uns kein “Zuhause” bauen, wenn einer von uns fehlt.

Zuhause ist dort, wo deine Familie ist – zusammen!”

Auf der anderen Seite des Kontinents, hoch im Norden, zählt der 17-jährige Massoud* die Tage, bis er seine Familie wieder sieht.

“Ich vermisse meine Familie. Ich wünschte, sie kämen hierher, um mit mir in einem Haus zu leben. Als ich in Griechenland war, lebten wir in einem Zelt. Es gab keinen Sprachunterricht, keine Schule. Ich hatte große Angst, allein auszugehen. Als meine Eltern beschlossen, dass ich allein nach Deutschland ziehen musste, war ich erst 13 Jahre alt. Sie hatten grosse Angst, mich gehen zu lassen. Und ich hatte Angst, alleine zu reisen. Aber meine Angst vor einer neuen Bedrohung in Griechenland, war noch grösser.

Ich spreche jeden Tag mit meiner Familie am Telefon. Ich möchte ihnen Kraft geben. Das Gute an Deutschland ist, dass ich keine Angst habe, rauszugehen, und dass ich wieder zur Schule gehen kann. Ich möchte Koch werden. Als ich nach Deutschland kam, habe ich kochen gelernt. Ich musste mich selber versorgen. Meine Mutter weint oft, wenn wir telefonieren, aber sie ist froh, dass ich nun kochen kann, denn sie muss sich wenigstens keine Sorgen machen, dass ich hungrig bin. Sie weiß, dass ich meinen Magen jetzt selber mit leckerem Essen füllen kann.”

Mehr Information über die Situation der Familie hier:

“Zuhause ist da, wo deine Familie ist – zusammen!”

“Home is where your family is – together!”


*Name geändert, die Aktivist*innen vom infomobile.w2eu.net vermitteln gern den Kontakt: contact@w2eu.info

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